WEMAG-Chronik
Die Geschichte der WEMAG
1990 bis 2010
Vom Energiekombinat Schwerin zur WEMAG AG
Bevor die WEMAG am 1. Juli 1990 zur Aktiengesellschaft wurde und den Namen Westmecklenburgische Elektrizitätsversorgung AG (später umfirmiert in WEMAG AG) erhielt, existierte das Unternehmen im damaligen Bezirk Schwerin als Energiekombinat. Zum Bezirk Schwerin gehörten auch Gebiete aus dem heutigen Brandenburg (Westprignitz) und mit der Gemeinde Amt Neuhaus, ein Gebiet, das nach der Wiedervereinigung Deutschlands in das Land Niedersachsen wechselte. Daher erstreckt sich das Netzgebiet der WEMAG auch heute noch über die Grenzen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern hinaus.
Im Zuge der Wende wurden den Gemeinden im Netzgebiet der WEMAG rd. 20 % der Anteile am Unternehmen zugesprochen. Die restlichen Anteile erwarb die Hamburger Elektrizitätswerke AG (HEW). Nach dem Verkauf der HEW an Vattenfall wurde Vattenfall zum Hauptaktionär der WEMAG. Als die Vattenfall-Gruppe 2009 ihre Anteile verkaufte, übernahmen die bisherigen kommunalen Anteilseigner (organisiert im „Kommunalen Anteilseignerverband der WEMAG“, kurz: KAV) die Anteile. Gemeinden, die nicht Verbandsmitglied waren, überließen ihre Aktien dem KAV zur treuhänderischen Verwaltung. Lediglich die Stadt Grabow hält ihre Aktien bis heute selbst (0,14 %). 25,1 % der Anteile wurden von der Thüga Aktiengesellschaft erworben. Die Transaktion wurde am 5. Januar 2010 mit Zustimmung der Kartellbehörden erfolgreich abgeschlossen.
1999
Aufnahme des bundesweiten Bündelkundengeschäfts mit Strom
Schon kurz nach der Liberalisierung des Strommarktes in Deutschland hat die WEMAG die neuen Möglichkeiten genutzt und gezielt Kundinnen und Kunden mit vielen Verbrauchsstellen – sogenannte Bündelkünden – gewonnen. Anfänglich lag der Schwerpunkt auf Einzelhändlern in den ostdeutschen Bundesländern, im weiteren Verlauf erweiterte sich der Fokus auch auf andere Branchen im gesamten Bundesgebiet.
2008
Aufnahme des bundesweiten Stromvertriebs an Privat- und Gewerbekunden sowie Umstellung sämtlicher Haushaltskunden auf die Belieferung mit Ökostrom
Unter der Produktmarke „wemio.de“ startete die WEMAG den bundesweiten Vertrieb zunächst für Ökostrom. Ein eigener Markenauftritt mit tierischen Protagonisten half dabei, aufzufallen und neue Kundengruppen anzusprechen. Erstmals konnten Kunden in ganz Deutschland den Online-Preisrechner der WEMAG nutzen und ihre Stromverträge direkt online abschließen. Auch ein Online-Portal mit ersten Self-Services wurde erstellt, über das Kunden Zugriff auf ihre Rechnungen und Kundendokumente erhielten. Im selben Jahr wurde mit der Umstellung aller Haushaltskunden auf einhundertprozentigen Ökostrom ein Grundstein für die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens gelegt.
2010
Aufnahme des bundesweiten Gasvertriebs
Nach ersten Schritten im Erdgasverkauf an Geschäftskunden, vertreibt die WEMAG seit 2010 auch Erdgas bundesweit an Privatkunden. Der Start glückte: Rund 16.000 Kundinnen und Kunden konnten gleich zu Beginn für das neue Produkt gewonnen werden.
Entscheidung über die strategische Ausrichtung als Öko-Energieversorger
Mit der Kommunalisierung der WEMAG im Jahr 2010 ging die strategische Neuausrichtung des Unternehmens als Öko-Energieversorger einher. Kernelemente waren und sind bis heute:
- die ausschließliche Lieferung von Ökostrom an Haushaltskunden,
- das Angebot weiterer Ökostromprodukte mit Zusatznutzen,
- Angebote an Privatkunden zur Teilhabe am Umbau des Energieversorgungssystems (Gründung einer Energiegenossenschaft 2011, Angebot von Klein-PV-Anlagen und Hausspeichern seit 2013, inzwischen auch von Ladeinfrastruktur und jüngst von Wärmepumpen),
- der umfangreiche Ausbau des Stromnetzes zur Aufnahme erneuerbarer Energien,
- Investitionen in Batteriespeicher seit 2014 sowie die Entwicklung einer eigenen Speicherlösung,
- Investitionen in eigene grüne Erzeugungsanlagen seit 2010 sowie der Aufbau eines großen EE-Projektportfolios.
Die strategische Ausrichtung baut auf der vertrieblichen Ausrichtung des Stromvertriebs seit 2008 auf. Das Fehlen fossiler Erzeugungsanlagen im Bestand erleichterte die Entscheidung.
2011
Gründung der Norddeutsche Energiegemeinschaft eG
Im Februar 2011 wurde die Norddeutsche Energiegemeinschaft eG gegründet. Ihre Geschäftszwecke sind die Errichtung und der Betrieb von EE-Anlagen. Kundinnen und Kunden soll durch die Genossenschaft eine finanzielle Teilhabe an dem Umbau der Energieversorgung ermöglicht werden. Bis Ende 2023 haben 1.199 Genossen 8,87 Mio. EUR gezeichnet, 38,3 Mio. EUR wurden in PV- und Windkraftanlagen investiert.
Gründung der WEMAG Energiedienste GmbH
In den 1990er Jahren hatte die WEMAG einige Contracting-Projekte im Wärmebereich umgesetzt. 2011 wurde das Wärmegeschäft mit der Gründung der WEMAG Energiedienste GmbH wiederbelebt. Im Fokus stehen seitdem vor allem größere Nahwärme-Lösungen.
Beginn des Aufbaus eines umfangreichen EE-Portfolios
Die Energiewende ist eine der wichtigsten Aufgaben und Herausforderungen unserer Zeit. Aus diesem Grund investiert die WEMAG in eigene Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien. Projekte in diesem Bereich werden zusammen mit einem Netzwerk von Partnern und Dienstleistern entwickelt.
Inzwischen befinden sich mehrere Biogasanlagen, Onshore-Windenergie- und Photovoltaikanlagen im Eigenbestand, z. B.:
- Windparks in Benndorf, Kurzen Trechow, Jännersdorf, Hoort, Alt Zachun, Rieps, Uelitz und Wilmersdorf
- Photovoltaik-Anlagen in Hohen Wangelin, Techentin, Wanzlitz, Wildkuhl, Ziggelmark, Pokrent, Schossow-Röckwitz, Zietlitz, Thürkow, Lübesse und Tessin.
Ziel ist es, so viele Anlagen im eigenen Portfolio zu haben, dass der vom WEMAG-Vertrieb gelieferte Strom bilanziell selbst mit eigenen Anlagen erzeugt werden kann.
Daneben gewinnt das Projektentwicklungsgeschäft mit der Veräußerung von Projekten eine zunehmend wichtige Bedeutung.
Vertrieb von Loft-DSL an Privatkunden
Schnelles Internet kommt im Jahr 2011 per Funk: Die WEMACOM bringt mit dem sogenannten Loft-DSL moderne Datenübertragung aufs Land. Für eine flächendeckende Versorgung errichtet das Tochterunternehmen der WEMAG Funktürme in Gemeinden, die nicht an das herkömmliche DSL-Netz angeschlossen werden können. Dank moderner Richtfunk-Technologie erhalten diese Gemeinden eine Internet-Funklösung. Diese ermöglicht nicht nur das Surfen im Internet sondern auch IP-Telefonie.
2013
Start des technischen Produktvertriebs
Ladeinfrastruktur, Kleinspeicher und Photovoltaikanlagen für Privatkunden, Kleingewerbekunden und Kommunen
Zur Energiewende gehört nicht nur die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen. Auch Produkte wie Elektroautos, E-Bikes sowie die entsprechende Ladeinfrastruktur oder Photovoltaik-Anlagen für Privat-, Kleingewerbekunden und Kommunen sollten bald das Portfolio der WEMAG ergänzen. Dazu wurde im Jahr 2013 der technische Produktvertrieb etabliert.
Unter dem Marken- und Unternehmensdach ReeVOLT wurden bis 2016 die Kompetenzen für Elektroautos und häusliches Energiemanagement gebündelt.
Auch wenn nicht jede Idee zum Erfolg führte (z. B. die Umrüstung von PKWs auf Elektromotoren) und die Marke ReeVOLT im Jahr 2016 eingestellt wurde, hat der frühe Start dem technischen Produktvertrieb eine gute Ausgangslage verschafft.
Seit 2023 ergänzen neben den oben genannten Produkten auch der Verkauf und die Installation von Wärmepumpen das Angebot der WEMAG.
Direktvermarktung
Mit der Direktvermarktung als neues Geschäftsfeld wurden 2013 weitere Grundlagen für eine erfolgreiche Energiewende geschaffen. Betreiber von größeren EEG-Stromerzeugungsanlagen können seitdem den eingespeisten Strom über die WEMAG an der Strombörse vermarkten.
Abhängig von der Größe und dem Inbetriebnahmedatum der Anlage ist die Teilnahme an diesem Verfahren gesetzlich verpflichtend oder optional möglich. EEG-Neuanlagen über 100 kW müssen seit 2016 verpflichtend in die Direktvermarktung. Zum 01.01.2024 werden 1.692 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.200 MW direktvermarktet.
Darüber hinaus wird Anlagenbetreibern von EEG-Stromerzeugungsanlagen über 100 kW seit 2021 die neue Dienstleistung „Redispatch 2.0“ angeboten. Hierbei übernimmt die WEMAG die Marktkommunikation als Einsatzverantwortliche und Betreiberin der technischen Ressource gegenüber den Kommunikationspartnern. Eine neue Dienstleistung, die zur Verstärkung der Kundenbindung und Kundengewinnung auch für die Direktvermarktung genutzt wird.
2014
Errichtung Batteriespeicher
Der zu diesem Zeitpunkt größte kommerzielle Batteriespeicher Europas nimmt im Jahr 2014 seinen Betrieb auf. Auf Basis von Lithium-Ionen-Akkus hat die WEMAG in Schwerin-Lankow gemeinsam mit dem Berliner Unternehmen Younicos einen 5 MW/5 MWh-Batteriespeicher errichtet. Eingesetzt wird der mittlerweile auf 13,7 MW/15 MWh erweiterte Batteriespeicher seitdem zur Bereitstellung von Primärregelleistung und dient damit der permanenten, vollautomatisierten Stabilisierung der Netzfrequenz.
2016
Start der Errichtung und des Betriebs von Glasfasernetzen
Im August 2016 wird die WEMACOM Breitband GmbH gegründet, um im Rahmen des von Bund und Land geförderten Breitbandausbaus ein Lösungsmodell für die zu versorgenden Gemeinden in den Landkreisen Ludwigslust-Parchim, Nordwestmecklenburg, Prignitz und Rostock anzubieten. Das erklärte Ziel: Eine flächendeckende Breitbandversorgung zu errichten und eine Teilnahme an der „Gigabit-Gesellschaft“ zu ermöglichen. Nach europaweiten Ausschreibungen hat die WEMACOM in insgesamt 38 Projektgebieten den Zuschlag von den zuständigen Landkreisen erhalten. Der Ausbau der Breitbandversorgung in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg wird nach dem Wirtschaftslückenmodell vom Bund sowie von den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gefördert.
Der geförderte Ausbau der Glasfasernetze startete 2018 und wird bis ca. 2026 abgeschlossen sein. Rund 1 Mrd. EUR werden investiert.
2018
Erwerb Energiehaus Deutschland
2018 wurde die Energiehaus Deutschland B2B GmbH (EHDE) erworben. Das Unternehmen beliefert bundesweit viele tausend Wohnungseigentümergemeinschaften mit Erdgas und Strom. Die große Stärke der EHDE liegt im persönlichen Kontakt zu den Wohnungsverwaltungen. Mit dem Erwerb verfolgte die WEMAG die Diversifizierung und Verbreiterung des Vertriebsgeschäfts. In der Zukunft liegen Chancen und Herausforderung in der Begleitung der Immobilienkunden bei der Umstellung ihrer Heizung auf klimafreundlichere Lösungen.
2019
Erwerb Elektro und Energieanlagenbau (EEB)
Die Elektro- und Energieanlagenbau GmbH (EEB) ist eine etablierte Elektrofirma, die seit 1990 familiengeführt war. Zu den Tätigkeitsgebieten des Unternehmens gehören u. a. die Elektroinstallation, Kabelerschließung, der Freileitungsbau bis 20 kV und die Telekommunikationstechnik. An der EEB ist die WEMAG AG seit Februar 2019 zu 100 % beteiligt. Mit dem Erwerb verfolgte die WEMAG das Ziel, Installationskapazitäten zu sichern, die für den eigenen Stromnetzausbau und in der Leistungserbringung des technischen Produktvertriebs benötigt werden. Durch den Erwerb von zwei weiteren Firmen konnte die EEB ein Wachstum der Kapazitäten realisieren.
2020 - Wir feiern 30 Jahre WEMAG
Netzausbau und -stabilität im Fokus:
Gründung der WEMAG Projektentwicklung GmbH
Die WEMAG-Unternehmensgruppe verändert sich in ihren Strukturen und Abläufen, um sich zukunftssicher aufzustellen. Ziel der Neuausrichtung ist es, den erforderlichen Ausbau des Stromnetzes sowie die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energiequellen zur Stromerzeugung zu realisieren. Durch Investitionen in den Netzausbau legt die WEMAG-Gruppe den Grundstein für eine nachhaltige und moderne Energieinfrastruktur. In diesem Zusammenhang wird im Jahr 2020 eine neue Gesellschaft gegründet: Die WEMAG Projektentwicklung GmbH nimmt ihre Arbeit auf. Das Team besteht aus erfahrenen Spezialistinnen und Spezialisten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Projekte in den Bereichen Strom, Gas, Wärme, Wasser, erneuerbare Energien und Telekommunikation zu begleiten und erfolgreich umzusetzen.
2022
Erwerb von vier kleinen Gasnetzen
Die WEMAG Netz GmbH erwirbt ein kleineres Gasnetz im Güstrower Umland in den Ortschaften Bölkow, Gülzow, Karow, Lüssow, Mühl-Rosin, Parum, Strenz und Wilhelminenhof mit insgesamt rund 800 Hausanschlüssen.
2023
Erwerb FORM NORD
Die FORM NORD GmbH ist ein Ingenieur- und Planungsbüro mit langjähriger Erfahrung insbesondere in der Planung und Baubegleitung von Energieanlagen und allgemeinen Hochbauprojekten. Die WEMAG erwirbt die FORM NORD 2023 im Zuge einer Nachfolgeregelung zu 100 %.