9 verbreitete Irrtümer über Autogas
Autogas, auch bekannt unter LPG was für "Liquified Petroleum Gas" steht ist preisgünstiger als Benzin oder Diesel. Trotzdem wurden mit Stand Januar 2020 in Deutschland nur rund 371.500 Autogas-Fahrzeuge PKWs betrieben - im Vergleich zu 15 Mio. Diesel-Pkws und 31 Mio. Benzinern. Mit ein Grund dafür sind möglicherweise folgende 9 Irrtümer über Autogas, die nach wie vor weit verbreitet sind. Mit diesem Artikel wollen wir Mythen und Vorurteile rund um gasbetriebene Autos einer Realitätsprüfung unterziehen.
Ist Autogas nicht dasselbe wie Erdgas?
Die Hitliste der Irrtümer über Autogas wird von einer Verwechslung angeführt: Autogas ist nicht einfach bloß ein anderer Name für Erdgas! Bei Autogas handelt es sich erstens um ein unter Druck komprimiertes Flüssiggas. Zweitens besteht Autogas aus einer Mischung von Butan und Propan, Erdgas dagegen aus Methan.
Ist (LPG) Autogas sicher?
Autogas ist entzündlich - ebenso wie Benzin und Diesel. Besteht bei Unfällen daher Brand- oder Explosionsgefahr? Der Automobilclub ADAC hat mit einem auf Autogas umgerüsteten Auto Aufprall- und Brandtests durchgeführt. Sowohl der Autogastank als auch sämtliche Leitungen und Verbindungsstücke blieben beim Crash-Test intakt. Im Brandfall sorgt ein Sicherheitsventil dafür, dass die Gasfüllung kontrolliert ausströmt und abbrennt. Diese Sicherheitstechnik hat beim Brandtest des ADAC einwandfrei funktioniert, es bestand keinerlei Explosionsgefahr.
Gibt es überhaupt Autogasfahrzeuge ab Werk?
Wie immer gilt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Leider bieten derzeit (Stand 2020) nur die Marken Fiat, Dacia und Renault LPG-Fahrzeuge ab Werk an. Allerdings lassen sich herkömmliche Benziner zum Preis von rund 1.800 bis 3.500 Euro auf Autogas umrüsten. Der ADAC empfiehlt, einen solchen Umbau nur in qualifizierten Fachwertstätten vornehmen zu lassen. Wer ganz sicher gehen will, schließt eine Garantieversicherung für die umgerüsteten Komponenten ab.
Fährt man mit Autogas wirklich billiger?
Fest steht, dass Autogas erheblich preisgünstiger als Benzin und Diesel ist: Mit Stand Juli 2020 beträgt der Literpreis in Deutschland rund 0,57 Euro. - Zum Vergleich: Benzin kommt auf ca. 1,3 Euro, Diesel auf 1,1 Euro pro Liter. Allerdings liegt der Verbrauch bei LPG um 20 bis 30 Prozent höher als bei Benzin, da Autogas zwar einen höheren Brennwert, zugleich aber eine geringere Dichte hat.
Hinzu kommt ein Steuervorteil, der sich allerdings künftig verringern wird. Während die Steuer auf LPG im Jahr 2019 noch 9,74 Cent pro Liter betrug, wird sie zwischen 2020 und 2023 um jährlich ca. 3 Cent angehoben. Ab 2023 wird dann ein Steuersatz von 22,09 Cent pro Liter fällig. Das ist jedoch immer noch erheblich günstiger als die Steuer auf Benzin (65 Cent pro Liter) und Diesel (47 Cent pro Liter).
Der ADAC hat kürzlich in einer detaillierten Kostenrechnung für rund 60 gängige Fahrzeugtypen überprüft, ab wann sich die Mehrkosten für die Umrüstung eines Benziners auf LPG bezahlt machen. Die Amortisationsdauer hängt demnach stark vom Fahrzeugtyp ab: Bei einem BMW X3 rentiert sich die Umstellung schon nach 53.000 Kilometern, bei einem Peugeot 208 hingegen erst ab 144.000 Kilometern. Am meisten sparen können Vielfahrer und Besitzer von Fahrzeugen mit hohem Benzinverbrauch.
Übrigens: Nicht nur mit Autogas lässt sich bares Geld sparen.
Laut ADAC sind viele Elektroautos mittlerweile wirtschaftlicher als ihr vergleichbares Pendant mit Verbrennungsmotor. Das hat eine aktuelle Gesamtkostenrechnung für nahezu alle im Juli 2020 am deutschen Markt erhältlichen E-Autos ergeben. Berücksichtigt wurden dabei neben den Anschaffungskosten auch Aufwendungen wie Versicherung, Steuer, Kraftstoff, Wartungskosten sowie Wertverlust innerhalb von 5 Jahren. Das Ergebnis: Bei vielen Herstellern schneidet das Elektroauto unterm Strich günstiger ab als ein vergleichbares Diesel- oder Benzin-Fahrzeug! Beispielsweise kommt der aktuelle e-Golf in der ADAC-Rechnung auf Gesamtkosten von 40,8 Cent pro Kilometer, während das Modell mit Dieselantrieb Kosten von 49,2 Cent pro Kilometer verursacht.
Mit ein Grund für diese überraschende Kostenbilanz ist die aktuelle Kaufprämie für Elektroautos: Bis zu 9.000 Euro schießen Staat und Hersteller noch bis Ende 2021 für ein reines E-Auto zu, bis zu 6.750 Euro gibt es für Plug-In-Hybride.
Und die Umweltbilanz? Legt man den derzeitigen deutschen Strommix zugrunde, dann verursacht der Elektroantrieb im Vergleich zu Autogas mehr klimaschädliche Emissionen. Erst wenn der Strom für das Elektroauto zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen stammt, schneidet es in der Klimabilanz deutlich besser ab als ein vergleichbares Autogas-Fahrzeug.
Wird der Kofferraum durch einen Autogastank kleiner?
Das stimmt nur in bestimmten Fällen. Meistens wird der Gastank nämlich in der Reserveradmulde montiert. Es gibt aber auch Fahrzeugtypen, die über keine Reserveradmulde mehr verfügen - in diesem Fall muss man ein verkleinertes Kofferraumvolumen in Kauf nehmen.
Gibt es nicht viel zu wenige Tankstellen?
Manche Irrtümer über Autogas beruhen auf veralteten Informationen - so etwa die Annahme, dass das Tankstellennetz wenig ausgebaut ist. Im Februar 2020 boten in Deutschland etwa 6.321 Tankstellen Flüssiggas an, der Trend war in den letzten Jahren leicht rückläufig. Trotzdem gibt es - auf 100.000 Fahrzeuge gerechnet - rund 60 mal mehr Autogas-Tankstellen als solche für Benzin und Diesel!
Kann ich im Ausland überhaupt Autogas tanken?
Es stimmt: Nicht in allen Ländern ist das Netz an Autogas-Tankstellen gleich gut ausgebaut wie in Deutschland. Zu den Nachzüglern zählen etwa Österreich, Dänemark und die Schweiz, während die Situation in Italien, Polen, Frankreich, Belgien und den Niederlanden vergleichsweise gut ist. Aufgrund unterschiedlicher Zapfanschlüsse benötigt man teils Adapter, die es im Handel und häufig auch direkt an den Tankstellen gibt.
Reduziert die Umrüstung nicht die Motorleistung?
Auch dieses Vorurteil konnte von einem Forscher-Team der HTW Saarland widerlegt werden. Im Fahralltag treten keine merkbaren Unterschiede zwischen benzin- und autogasbetriebenen Fahrzeugen auf. Sogar eine Steigerung der Motorleistung ist technisch möglich.
Darf man mit einem Autogas KFZ in Tiefgaragen parken?
Bereits seit Mitte der 90er-Jahre ist das Abstellen von gasbetriebenen Fahrzeugen in Tiefgaragen gesetzlich erlaubt.
Fazit:
Zahlreiche Irrtümer über Autogas beruhen auf veralteten, unvollständigen oder schlicht falschen Informationen. Leider tragen diese dazu bei, dass sich die Nachfrage nach flüssiggasbetriebenen Autos bislang in Grenzen hält.
Quellen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154370/umfrage/anzahl-der-autogas-fahrzeuge-in-deutschland/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/251779/umfrage/bestand-von-pkws-mit-diesel-motor-in-deutschland/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4270/umfrage/pkw-bestand-in-deutschland-nach-kraftstoffarten/
https://www.mylpg.eu/de/tankstellen/deutschland/preise/
https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/alternative-antriebe/autogas/
https://www.avd.de/kraftstoff/staatlicher-anteil-an-den-krafstoffkosten/
https://www.mobile.de/magazin/artikel/autogas-steuer-so-kommst-du-an-eine-steuerbeguenstigung-9482
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/auto-kaufen-verkaufen/autokosten/autogas-umruestung/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154361/umfrage/anzahl-der-autogas-tankstellen-in-deutschland/
https://www.cargas.de/technik/technik/statistiken/