Welche Vor- & Nachteile hat Biogas?
Biogas ist die umweltfreundlichere Alternative zu Erdgas. Es wird durch die Vergärung von biologischen Materialien in Biogasanlagen gewonnen und zählt daher nicht zu den fossilen Brennstoffen. Ganz grundsätzlich steckt hinter der Biogas-Idee natürlich der Kreislauf-Gedanke. Wir produzieren Abfälle, von denen viele biologisch abbaubar sind. Alleine über den Bio-Hausmüll kommen so jährlich knapp vier Millionen Tonnen zusammen. Dazu kommen deutschlandweit 160 Millionen Kubikmeter Gülle sowie gigantische Mengen an Vieh-Mist und Pflanzenabfällen aus der Landwirtschaft. Diese Biomasse zersetzt sich in jedem Fall. Bei einer offenen Kompostierung, Deponierung oder Verbrennung jedoch kann das Grundwasser leiden und entstehende Biogase entweichen in die Atmosphäre, wo sie den Treibhauseffekt verstärken.
Stattdessen ist es möglich, diese ohnehin anfallenden Abfälle in eine Biogas-Anlage zu leiten, wo die Vergärung unter Ausschluss von Licht und Sauerstoff in einem geschlossenen Gärkessel erfolgt. Welche Vor- und Nachteile Biogas hat, lesen Sie in diesem Beitrag.
Inhalt
Derzeit sind in Deutschland bereits rund 8.000 Biogas-Anlagen in Betrieb – mit steigender Tendenz. Das heißt, den biologischen Abfall, den wir produzieren, können wir hier nutzen, um daraus Energie zu gewinnen. So wird die Umwelt durch die Verhinderung einer offenen Entsorgung entlastet sowie verfügbare fossile Energieträger geschont.
Vorteil von Biogas: CO2-neutral und vor Ort produzierbar
Ein weiterer Vorteil von Biogas ist, dass seine Verbrennung in der Biogasanlage CO2-neutral erfolgt. Das wiederum heißt, dass die Pflanzen, die entweder direkt in der Biogas-Anlage vergoren werden oder den Umweg über das Verdauungssystem von Nutztieren nehmen, in der Vergangenheit genau die Menge an CO2 gebunden haben, die bei der Verbrennung des späteren Biogases wieder freigesetzt werden. Es kommt durch Biogas also zu keinem zusätzlichen Ausstoß von CO2.
Biogas stellt dabei eine ideale Ergänzung zu den regenerativen Energieträgern Wind und Sonne dar. Denn im Unterschied zu Wind- und Solarenergie kann Biogas witterungsunabhängig erzeugt und gespeichert werden. Biogasanlagen zur Stromerzeugung bieten sich daher zur Bereitstellung der Grundlast an und können dazu beitragen, die durch Wind und Sonne verursachten Netzschwankungen auszugleichen.
An der Anzahl der Biogasanlagen in Deutschland wird auch erkennbar, dass dieser Energieträger dezentral gewonnen werden kann. Es handelt sich also um einen Brennstoff, der regional „Made in Germany“ produziert wird. Dadurch werden längere Transportwege vermieden und ein Beitrag zur Energieunabhängigkeit Deutschlands geleistet.
Gerade für Landwirte sind Biogasanlagen zu einem lukrativen wirtschaftlichen Standbein geworden. Für den aus Biogaserzeugten Strom erhalten sie nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine feste Einspeisevergütung. Angesichts schwankender Preise am Agrarmarkt bedeutet diese zusätzliche Einnahmequelle mehr finanzielle Sicherheit. Das erzeugte Gas muss jedoch nicht eingespeist werden, sondern kann alternativ für den Eigenbedarf genutzt werden. Die verbleibenden Gärreste wiederum kann der Landwirt auf seinen Feldern als Dünger einsetzen.
Nachteile: Auch Biogas steht in der Kritik
Die Vorteile, die Biogas zu bieten hat, hören sich gut an. Aber, wie steht es um die Nachteile von Biogas? Hier muss zunächst festgehalten werden, dass derzeit in Deutschland knapp 500 Millionen Kubikmeter Biogas oder fünf Milliarden Kilowattstunden (kWh) in das Erdgasnetz eingespeist werden. Das sind bei einem Gesamtverbrauch von 840 Milliarden kWh aber nur 0,6 Prozent. Das heißt, der Beitrag, den Biogas gegenwärtig zur Gasversorgung leistet ist denkbar gering. Auch beim Aufkommen von Hausmüll ist die Biotonne als Lieferant für den Rohstoff einer Biogas-Anlage „nur“ mit 3,8 Millionen Tonnen oder einem Prozent der Gesamtmenge beteiligt.
Energiepflanzen binden Anbaufläche und öffnen Genmanipulation die Türe
Um hier ein größeres Volumen zu erreichen werden spezielle Energiepflanzen angebaut. Sie gedeihen nur aus dem Grund, um aus ihnen Biogas zu produzieren. In unseren Breiten handelt es sich dabei häufig um Mais, denn diese Pflanze liefert dem Landwirt die höchste Energie-Ausbeute. Mais-Monokulturen stehen jedoch in der Kritik, da sie die Böden auslaugen und wie jede Monokultur die Biodiversität unserer Kulturlandschaft verringern. Eine intensive Düngung kann darüber hinaus zu Belastungen des Grundwassers führen, ebenso wie das intensive Ausbringen von Gärresten. Die Herausforderung besteht somit darin, Monokulturen zu vermeiden und stattdessen möglichst unterschiedliche Rohstoffe als Energiequelle für Biogasanlagen zu nutzen.
Der Anbau von Energiepflanzen ruft zudem ethische Bedenken hervor, denn diese verringern die für die Lebensmittelproduktion nutzbare Fläche. Preissteigerungen für Brot und andere Grundnahrungsmittel könnten hier die Folge sein. Außerdem kann es passieren, dass Genmanipulationen bei Energiepflanzen nicht verhindert werden können. Da sich Felder für Energie- und Lebensmittelpflanzen aber in unmittelbarer Nachbarschaft befinden können, besteht die Möglichkeit, dass genetisch veränderte Samen den gegenüber liegenden Acker erreichen können.
Massentierhaltung bringt viel Gülle
Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich darauf, dass in Biogas-Anlagen auch Gülle eingesetzt wird. Diese tierischen Ausscheidungen fallen aber in nennenswertem Umfang hauptsächlich in der Massentierhaltung an. Ein Ausbau der Biogas-Kapazitäten könnte daher ungewollt zu einer Förderung dieser Haltungsmethode führen, was dem Tierschutz aber auch dem Wunsch der Verbraucher nach hochwertigen Fleischprodukten widerspricht. Abschließend muss auch erwähnt werden, dass Biogas teuer ist. Sein Preis liegt um etwa ein Drittel über dem von Ökogas.
Einer der Nachteile von Biogas ist auch die mehr oder weniger intensive Geruchsbelästigung in unmittelbarer Nähe der Anlage, die von Anwohner häufig beklagt wird. Sie kann durch die An- und Zulieferung von Biomasse und Gülle sowie durch den Austritt geringer Mengen an Gärgasen aus der Anlage entstehen. Entscheidend sind nicht nur die eingesetzten Rohstoffe, sondern auch die bauliche Ausführung der Anlage und die Windverhältnisse.
Treten Gase aus der Anlage aus, hat das zudem unerwünschte Folgen für die Umwelt. Denn Biogas besteht ebenso wie Erdgas zu einem Großteil aus Methan, das den eigentlichen Energieträger darstellt. Methan ist ein Treibhausgas und hat sogar einen stärkeren Klimaeffekt als CO2, wodurch die Biogaserzeugung ungewollt zur Klimabelastung werden kann. Biogasanlagen müssen daher sorgsam konstruiert und regelmäßig gewartet werden, damit sie auch sicher „dicht halten“. Neben Methan können bei der Vergärung weitere problematische Stoffe wie Ammoniak und Schwefelwasserstoff entstehen. Auch diese dürfen keinesfalls in die Umwelt gelangen, um eine Belastung von Böden, Grundwasser und Atmosphäre zu vermeiden.
Schlechtere Ökobilanz durch lange Transportwege
Kritiker bemängeln darüber hinaus auch die oftmals weiten Transportwege der eingesetzten Rohstoffe. Denn gerade bei großen Anlagen lässt sich der Rohstoffbedarf oft nicht mehr aus der lokalen Umgebung decken. Werden Biomasse und Gülle über weitere Strecken per LKW angeliefert, dann verursacht der Transport unweigerlich CO2-Emissionen. So werden die Klima-Vorteile von Biogas teils zunichte gemacht. Außerdem müssen Biogasanlagen erst einmal hergestellt werden. Auch die Produktion der Anlagen-Komponenten verbraucht Energie und ist damit nicht völlig CO2-neutral. Die Ökobilanz von Biogas kann sich somit verschlechtern, wenn man die gesamte Prozesskette und nicht nur die Verbrennung des Gases berücksichtigt.
Abschließend muss auch erwähnt werden, dass Biogas teuer ist. Sein Preis liegt um etwa ein Drittel über dem von Ökogas.
Vorteile von Biogas:
- Verbrennung von Biogas ist CO2-neutral
- Biogas ist eine Ergänzung zu Wind- und Solarenergie für die Stromerzeugung
- Biogas „Made in Germany“
- Lukratives wirtschaftliches Strandbein für Landwirte
Nachteile von Biogas:
- Energiepflanzen für Biogas binden Anbaufläche
- Genmanipulation bei Energiepflanzen
- Ungewollte Förderung von Massentierhaltung
- Geruchsbelästigung
- Biogaserzeugung (Methan) kann zu einer ungewollten Klimabelastung führen
- Weite Transportwege verursachen CO2-Emissionen
- Biogas ist teurer als Ökogas