Stromverbrauch im Standby Modus und Ruhemodus

Standby-Modus als Kostenfalle? So viel Strom verbrauchen ruhende Elektrogeräte

Elektrogeräte schlummern oft viele Stunden im Standby-Modus vor sich hin, nur um jederzeit in Sekundenschnelle einsatzbereit zu sein. Dieser Luxus hat seinen Preis: Rund 135 Euro an Stromkosten bezahlt ein durchschnittlicher Haushalt für den Standby-Betrieb pro Jahr - je nach Art und Anzahl der Geräte ist es mitunter auch deutlich mehr. Wir haben Tipps für Sie, wie Sie Stromfresser entlarven und Ihre Kosten senken, ohne am Komfort zu sparen. 

Warum verbrauchen Elektrogeräte auch im Standby-Modus Strom?

Versetzt man ein Elektrogerät in den Standby-Modus, dann sind zwar die normalen Funktionen deaktiviert. Trotzdem lässt sich das Gerät jederzeit ohne längere Wartezeiten einschalten, beispielsweise über einen Tastendruck oder mittels Fernbedienung. Um das zu ermöglichen, muss eine elektrische Schaltung zur Verarbeitung der Steuersignale dauerhaft in Betrieb bleiben. Dadurch zieht das Gerät auch im Standby-Modus ständig etwas Strom - oft erkennbar daran, dass ein Netzteil warm bleibt oder ein Lämpchen leuchtet.

Stromverbrauch Fernseher im Standby Modus
Stromverbrauch Fernseher im Standby Modus

Standby-Modus für 8 bis 20 Prozent des Haushalts-Stromverbrauchs verantwortlich

Wie viel Strom wirklich durch Geräte im Standby-Modus verbraucht wird, darüber kursieren unterschiedliche Schätzungen. Das gemeinnützige Portal co2online gibt einen Anteil von 8 Prozent am gesamten Haushalts-Stromverbrauch an, laut Verbraucherzentrale Sachsen könnten es sogar bis zu 20 Prozent sein.

So VIEL STROM verbraucht EIN TYPISCHER HAUSHALT

Wie hoch der Standby-Verbrauch konkret ausfällt, hängt natürlich stark von Anzahl und Eigenschaften der Geräte ab. Eine entscheidende Rolle spielt auch das Alter der Elektrogeräte. Denn seit 2010 ist der Stromverbrauch im Standby-Modus durch die sogenannte Ökodesign-Richtlinie EU-weit reguliert. Elektrogeräte, die seither in den Handel gelangt sind, müssen daher bestimmte Grenzwerte einhalten. 

Ökodesign-Richtlinie schiebt Stromfressern einen Riegel vor

Die 2008 verabschiedete Ökodesign-Richtlinie ist ein umfassendes Regelwerk, das Mindeststandards für die Energieeffizienz von Produkten definiert. Gemeinsam mit der verpflichtenden Energieverbrauchs-Kennzeichnung für Elektrogeräte (https://www.wemag.com/energiesparberatung/energieeffizienzklasse-a-bis-g) soll sie dazu beitragen, den Energie- und Ressourcenverbrauch in der EU zu senken.

Ein wichtiger Bestandteil der Ökodesign-Richtlinie ist die "Standby-Verordnung", die Maximalwerte für den Stromverbrauch im Standby-Betrieb vorgibt. Sie gilt für Haushalts-Elektrogeräte und Unterhaltungselektronik mit Ausnahme von Computern und Laptops. Die genauen Bestimmungen der Standby-Verordnung wurden seit 2010 in mehreren Schritten verschärft.

Alte und neue Energieeffizienzklassen im Vergleich
In dem Beispiel hat der Geschirrspüler in der alten Skala den höchsten Energieeffizienzwert A+++ erreicht, in der neuen jetzt nur noch D.

Je nach Art der Geräte gelten folgende Anforderungen:

  • Geräte ohne Informations- oder Statusanzeige (z.B. Uhrzeit): Diese Geräte durften ab 2010 im Standby-Betrieb maximal 1 Watt verbrauchen, seit 2013 sind es 0,5 Watt.
  • Geräte mit Informations- oder Statusanzeige: Für diese Geräte galt ab 2010 ein Grenzwert von 2 Watt, seit 2013 dürfen sie im Standby-Modus höchstens 1 Watt verbrauchen.
  • Internetfähige Geräte: Höhere Grenzwerte gestattet die Ökodesign-Richtlinie für Geräte wie Modems, Spielekonsolen oder Drucker, die dauerhaft mit dem Internet verbunden sind. Je nach Art der Geräte dürfen diese seit 2017 maximal 3 - 12 Watt verbrauchen. Vor 2017 waren es 20 - 80 Watt. 

Nach Angaben der Europäischen Kommission können allein durch die Vorgaben für nicht internetfähige Geräte EU-weit rund 35,5 Terawattstunden (TWh) pro Jahr eingespart werden. Das entspricht etwa dem Energieverbrauch Rumäniens. Zugleich werden dadurch 39 Megatonnen (Mt) weniger CO2 ausgestoßen. Die Bestimmungen für internetfähige Geräte sollen Schätzungen zufolge jährlich weitere 36 - 38 TWh Strom einsparen.

Alte Fernseher und Spielekonsole Standby Stromverbrauch
Alte Fernseher und Spielekonsole Standby Stromverbrauch

Wie viel Strom verbrauchen ältere Elektrogeräte im Standby-Modus?

Elektrogeräte, die nach 2010 gekauft wurden, müssen die Vorgaben der Ökodesign-Richtlinie erfüllen. In vielen Haushalten dürften aber noch eine Reihe älterer Geräte in Betrieb sein - und diese können sich im Ruhemodus als wahre Stromfresser entpuppen, wie die Energieexperten des Portals co2online zeigen konnten. Sie haben den Standby-Verbrauch typischer älterer Haushaltsgeräte gemessen und auf dieser Basis den Jahresverbrauch bei einer täglichen Standby-Dauer von 22 Stunden berechnet. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über den Standby-Verbrauch und die dadurch verursachten Stromkosten.

Gerät  Leistungsaufnahme in Watt kWh pro Jahr Stromkosten pro Jahr
Stereoanlage  15 Watt 120 kWh pro Jahr 45 Euro pro Jahr*
LCD-Fernseher 14 Watt 112 kWh   42 Euro
Mini-HiFi-Anlage  11 Watt  88 kWh   33 Euro
DVB-T-Receiver 10 Watt  80 kWh 30 Euro
Handy-Ladegerät 5 Watt 40 kWh 15 Euro
Schnurlos-Telefon 3 Watt 24 kWh 9 Euro
Waschmaschine 3 Watt 24 kWh 9 Euro
Mikrowelle 2,5 Watt 20 kWh 7 Euro

* Für die Berechnung der Kosten pro Jahr wurde der aktuelle Durchschnitts-Strompreis von 37,30 Cent/kWh (Stand Oktober 2022) herangezogen.

Die Schwankungsbreite ist natürlich auch innerhalb einer Geräteklasse groß. Falls Sie es genau wissen wollen, besorgen Sie sich am besten ein Strommessgerät für den Haushaltsgebrauch, um den Standby-Verbrauch Ihrer Elektrogeräte zu messen. Diese kleinen Geräte werden einfach zwischen Steckdose und Gerät gesteckt und zeigen den Stromverbrauch recht zuverlässig an.

Wie viel Strom verbrauchen Computer und Laptop im Standby-Modus?

Den PC tagsüber im Standby-Betrieb lassen, um rasch einmal eine E-Mail schreiben zu können: Was zugegebenermaßen praktisch ist, kostet häufig eine ganze Menge Energie. Im Schnitt sollen PCs, Monitore und Drucker im Standby-Modus 10 Watt verbrauchen, gibt das Portal co2online an. Auch hier kann die individuelle Schwankungsbreite groß sein, Gaming-Rechner mit hoher Leistung sollen es auf Werte von bis zu 25 bis 30 Watt bringen. Je leistungsstärker, aber auch je älter der PC oder Laptop ist, desto mehr lohnt es sicher daher, den Rechner bei längeren Pausen ganz herunterzufahren.

Stromkosten im HomeOffice am Laptop
© Markus Spiske

Die meisten modernen Rechner können übrigens auf zwei verschiedene Arten in den "Schlaf-Modus" versetzt werden:

Entweder im Ruhezustand oder im Energiesparmodus. Was ist der Unterschied? Im Ruhezustand wird die aktuelle Benutzeroberfläche in einem reservierten Bereich der Festplatte gespeichert und lässt sich dadurch rascher wieder aufrufen als nach einem Neustart. Der große Vorteil: Der Computer verbraucht im Ruhemodus keinen Strom!

Im Energiesparmodus werden die Daten der aktuellen Sitzung dagegen im Arbeitsspeicher (RAM) abgelegt. Dadurch lässt sich der Rechner sehr rasch wieder einschalten, er verbraucht aber weiterhin etwas Strom. Standardmäßig ist meist der Energiesparmodus eingestellt. Wie Sie den stromsparenden Ruhezustand aktivieren können, dazu finden Sie zahlreiche Anleitungen im Internet.

Wie lässt sich ein hoher Stromverbrauch im Standby-Modus vermeiden?

Um Standby-Verluste zu vermeiden, müssen Elektrogeräte ganz ausgeschaltet werden. Bei manchen Geräten ist das per Knopfdruck  aber gar nicht mehr möglich. Die sicherste Methode ist daher, den Stecker aus der Steckdose zu ziehen und das Gerät so von der Stromzufuhr zu trennen.

Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis manchmal mit Hürden verbunden, etwa weil man erst umständlich unter den Schreibtisch kriechen und den richtigen Stecker in der Steckerleiste identifizieren muss. Doch es gibt kleine Helfer, die Ihnen solche Unannehmlichkeiten ersparen.

Diese Möglichkeiten gibt es, um Elektrogeräte bequem vom Netz zu nehmen:

Mehrfachsteckdosen mit zentralem Ein- und Aus-Schalter

Die einfachste Variante sind Mehrfachsteckdosen, an die man mehrere Geräte anschließen kann. Über einen zentralen Schalter lassen sich diese von der Stromzufuhr trennen, ohne dass man jeden einzelnen Stecker aus der Steckdose ziehen muss. Vorsicht: Mehrfachsteckdosen sind für eine bestimmte Höchstleistung ausgelegt, die meist im Bereich von 3.500 Watt liegt. Die Leistungsaufnahme aller angeschlossenen Geräte darf diesen Wert nicht überschreiten.

Mehrfachsteckdosen mit Main-Follow-Funktion 

Diese Mehrfachsteckdosen erlauben es, ein Hauptgerät zu definieren, etwa den PC. Wird dieses Hauptgerät ausgeschaltet, dann werden die untergeordneten Geräte wie Drucker, Monitor oder Lautsprecher ebenfalls automatisch vom Netz getrennt.

Steckdosen-Aufsätze mit Zeitschaltuhren

Oft werden Elektrogeräte im Alltag nur zu bestimmten Zeiten gebraucht, der Fernseher etwa abends oder die Kaffeemaschine in der Früh. Über Steckdosen-Aufsätze mit Zeitschaltuhren können Sie für jedes angeschlossene Gerät eine bestimmte Betriebszeit definieren. Außerhalb dieser Zeit wird das Gerät ganz automatisch vom Netz genommen. Der Nachteil: Diese Steckdosen verbrauchen ihrerseits eine kleine Menge an Strom. 

Funk-Steckdosen

Funk-Steckdosen lassen sich per Fernbedienung bequem vom Sofa aus steuern. Auch sie benötigen aber laufend etwas Strom, um Funksignale empfangen zu können.

Smart-Home-Steckdosen

Noch mehr Funktionen bieten smarte Steckdosen, die sich je nach Modell per App oder per Sprachsteuerung bedienen lassen. Die smarten Helfer erlauben es, Nutzungszeiten für einzelne Geräte zu definieren oder diese per Bewegungsmelder einzuschalten. Oft messen sie auch den Stromverbrauch der angeschlossenen Geräte, so dass Stromfresser im Haushalt leichter identifiziert werden können.

Der Nachteil: Ebenso wie Funk-Steckdosen oder Modelle mit Zeitschaltuhren benötigen smarte Steckdosen laufend etwas Strom, um alle diese Funktion zur Verfügung stellen zu können. Nach Angaben des Technik-Magazins techstage muss man bei modernen Modellen mit einem Eigenverbrauch zwischen 0,44 Watt und 1,33 Watt rechnen. Wenn die angeschlossenen Geräte im Standby-Modus sehr sparsam sind, erspart man sich daher nicht viel. Bei Geräten mit höherem Standby-Verbrauch lohnen sich Smart-Home-Steckdosen aber durchaus.

Noch mehr Tipps, wie Sie im Haushalt Strom sparen können, haben wir in unserer großen Stromsparliste für Sie gesammelt.

Redaktion

Wir sind das Redaktionsteam des WEMAG-Blogs. Als Mitarbeiter der WEMAG-Unternehmenskommunikation halten wir ständig Ausschau nach spannenden Themen und Geschichten. Wir begleiten die Menschen hinter der WEMAG: Sie machen täglich was Vernünftiges und gestalten die Energiewende in unserer Region.

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